15.02.2020 Tag 156 20-25 Grad leicht bewölkt, schwül 8:00 Uhr aufstehen.
Andrea schenkt uns heute ihre Eindrücke:
Was für eine unruhige Nacht! Ab 22 Uhr gab es ein Gewitter und wolkenbruchartigen Regen. Mir fällt ein, dass ich noch keine Gullis im Hostel gesehen hab und unser Zimmer ist nur 5 cm über dem
Außenniveau. Ich räume unsere Sachen vom Boden aufs Bett, da rinnt das Wasser schon unter der Tür durch. .....der Regen war dann gottseidank bald vorbei. Nach einem Frühstück mit viel Obst
verabschieden wir uns herzlich von Australien, Niederlande, Russland und Schweizer und fahren Richtung Juhui. Dabei kommen wir wieder durch einen saftiggrünen Dschungel.....so schön. Bei einem
Zwischenstopp bei einer gut besuchten Tankstelle entscheiden wir uns nach Humahuaca weiter zu fahren.
Vorbei an bunten Felsen erreichen wir den Ort auf 2960m. Wir finden wieder ein nettes Hostel und gehen in den Ort. Auf den Stufen zum Unabhängigkeitsmonument treffen wir "Leo Tolstoy" ( ich nenne
ihn so, weil er ihm so ähnlich sieht) Er liest uns aus der Bhagavad Gita (indische Bibel) vor und gibt Petra eine Literaturliste über Philosophie und Esoterik. Mich nennt er Brucha de Luz (Hexe
des Lichts) Wieder im Hostel planen wir den morgigen Tag und gehen früh zu Bett. Ich, wir spüren den Höhenunterschied.
16.02.2020 Tag 157 20-25 Grad bewölkt, 8:00 Uhr aufstehen.
Es gibt hier Berge mit 14 Farben, Grund genug diese zu besuchen. Anscheinend muss man nur der Ruta 73 folgen und dann braucht man nur mehr staunen. Genau so machen wir es, ein Punkt ins Navi
gesetzt und nach dem Frühstück losgedüst. Wir fahren wunderbares Offroad bis wir in einem Dorf anstehen, von bunten Bergen keine Spur. Also drehen wir um und fahren zurück. Am Rückweg treffen wir
einen Einheimischen dessen Moped offensichtlich nicht funktioniert. Zuerst hilft Günther mit etwas Sprit aus, jedoch das Moped springt nicht an. Da der Hombre ein Seil mit hat können wir ihn ja
abschleppen. Es gibt zwei kleine Details am Rande, ein dürrer Hund der das Ganze begleitet und, naja das Moped hat keinen Kupplungshebel mehr. Wir voll motiviert, hängen das Moped an und starten
los. Hin und wieder hör ich ein knattern von hinten, als das knattern beständiger wird bleibe ich stehen. Das Moped schießt an mir vorbei, bis zum Ende vom Seil und dann legt es das Moped samt
Argentiner vor mein Motorrad. Es kann sein dass ich vergaß dass der Kerl keine Kupplung hat. Wir wollten ihm dann noch freundlicherweise die verlorenen Plastikteile seines Moped mit Draht
festmachen. Das verweigert er aber weil der Motor gerade so recht und schlecht läuft. So verabschieden wir uns und suchen weiter nach den bunten Bergen. Nach mehrmaligen fragen finden wir die
Auffahrt und so kurbeln wir uns bis 4300m hoch. Ich denke als Österreicher kann man sich schwer vorstellen was für eine Farbenpracht wir da sehen. Vielleicht schaffen es die Bilder einen kleinen
Eindruck zu vermitteln. Nach vielen Fotos und einem kleinen Plauscherl mit Schweizern fahren wir Richtung Tal. Stopp, wir müssen ja noch unseren Blutsauerstoff messen. Ich habe 80 Prozent..
Zurück im Tal stellt sich die Frage Essen oder Essen, wir entscheiden uns für Essen. Nach Lammripperl und Spezialsalat wollen wir unsere heutige Enduro Herausforderung starten. Es gibt da eine
Offroadstrecke nach Tres Crus die wir unbedingt ausprobieren wollen. Zuerst geht es durch müllgesäumtes Gebiet und dann immer steiler und wilder den Berg hinauf. Bei einer Kehre über 4000m höre
ich das Röcheln von Günthers Motorrad wie von einer achzigjährigen astmakranken Oma.
Weil vor uns schon ein Gewitter aufzieht und weil wir noch 80km zu fahren hätten und weil es schon 16 Uhr ist entschließen wir uns zum umkehren. Die Entscheidung ist gut, denn auf der
Asphaltstraße empfängt uns schon der Regen. In Tres Crus empfängt uns zwar Musik, das einzige Hostel ist aber alles andere als einladend. So fahren wir weiter nach AbraPampa, da finden wir beim
zweiten Anlauf ein Hostel das unserem hohen Ansprüchen entspricht.
Den Abend lassen wir bei einer gemütlichen Jause ausklingen.
17.02.2020 Tag 158 12-25 Grad bewölkt, 8:00 Uhr aufstehen.
Ich stehe und schaue in einen Bach, dort wo einmal die Straße war liegt Geröll und es fließt Wasser.
Träume ich oder wache ich?
Blödsinn, der Tag beginnt um Acht und zwar mit einem spartanischen Frühstück. Unsere Frauen wollen heute unbedingt eine Lagune sehen, also ist heute Piste fahren angesagt. Die Piste ist gut und
es gibt zwei Möglichkeiten.
1. Östlich um die Lagune
2. Westlich um diese jene ( halt um 60km mehr)
Bei der Entscheidungsfindung spürt Petra dass sie Pinguine auf der westlichen Route sehen wird. Da haben natürlich sachliche Argumente keine Chance. Also fahren wir los und sehen..........genau
gar nix. Wahrscheinlich haben die pinguinischen Flamingos gerade eine Betriebsversammlung auf der Ostseite.
Im Grenzort Villazón essen wir zu Mittag , fotografieren den höchsten Punkt der Ruta 40 und stellen uns bei der Grenze an. Heute ist es echt zach, es geht nichts weiter weil sich dauernd jemand
vordrängt. Ich stehe kurz vor der Weißglut. Nach eineinhalb Stunden Grenze können wir endlich Richtung Tarija fahren, ach ja das liegt in Bolivien. Auf die Frage wie lange die Fahrt dauern wird,
meint der Grenzer 5 Stunden. Ist der deppert, denke ich mir, die 200 km haben wir doch gleich. Bolivien wird uns eines Besseren belehren. Die Straße ist nicht asphaltiert., alle paar Minuten
furten wir durch Bäche, links und rechts von uns gehen Gewitter nieder, die Straße wechselt von Staub zu Schlamm und wieder retour und das Ganze 5 Stunden lang. Ziemlich in der .Mitte von unserer
Strecke ist die Straße überhaupt weg, dafür gibt es einen Fluss an ihrer Stelle. Günther meint des geht und gemeinsam schaffen wir das unmögliche. Wir müssen richtig Gas geben, denn es wird
dunkel, ach was es ist dunkel. Ein paar Furten fordern uns noch richtig. Tiefes Wasser, reißende Strömung und glitschiger Schlamm fordert alles von uns Piloten und auch von den Copilotinnen. Im
Stockdunkeln muss dann Günther noch nachtanken, jetzt kann uns aber nichts mehr halten. Wir geben nochmal voll Gas und so sind wir nach 5 Minuten überraschenderweise auf einer wunderbaren
Asphaltstraße. Ganz gemütlich fahren wir die letzten 30 km bis nach Tarija. Unser heutiges Hostel ist ein besonderes. Wir dürfen unsere Motos in den Hof stellen, nur ich bleibe mit meinen Boxer
schon in der ersten Tür stecken. So steht halt die Prinzessin im 4m² Gastgarten. Das Ganze einchecken ist ein riesen Zirkus. Da unser Nachtlager in einer Pizzeria ist müssen wir gleich
werbewirksame Fotos machen. Die Tochter des Hauses, sie heißt Abigail und ist ca. 8 Jahre alt wächst uns gleich ans Herz. Bei der abendlichen Pizza macht sie die Kellnerin und sie macht das
gut....
8.02.2020 Tag 159 12-22 Grad bewölkt, 9:00 Uhr aufstehen.
Das Hostel Namaste ist ja voll lieb, nur ist halt unser Zimmer auf der Straßenseite und so ist's mit schlafen relativ bald Schluss. Wir dösen noch eine Weile dahin und stehen dann auf. Das
Frühstück genießen wir gemeinsam auf der Terrasse. Über dreißig Wasserfurten haben meine Stiefel total durchnässt und so baue ich mir mit dem Ventilator eine Stiefeltrocknungsanlage.
Sightseeing in Tarija wäre übertrieben, wir geben aber alles. Hauptplatz, blaues Schloss, und Kaffee mit Vanilleeis und ängstlichen Dackel machen wir am Vormittag. Es beginnt ziemlich heftig zu
regnen und so laufen wir zurück zum Hostel. Genau richtig, dass wir das vegetarische Buffet genießen. Ein Mittagsschlaferl rundet die kulinarischen Genüsse ab. Am Nachmittag sightseen wir wieder
weiter. Wir wandern zum Mirrador Corazón de Jesús und weiter zum Park de Flores. Es beginnt wieder zu tröpfeln, so gehen Andrea und ich wieder Richtung Hostel. Am Rückweg kaufen wir noch einen
regionalen Wein und machen es uns mit einem Buch auf der Terrasse gemütlich.
Andrea erzählt uns heute ihre Eindrücke.
Aufbruch von Tarija Richtung Tupiza. Nachdem wir die Motorräder aus dem Hostel wieder auf die Straße bringen verabschieden wir uns herzlichst und ich bekomme von der Hostelbesitzerin ein
bolivianischen Haarband geschenkt.
Nach ca. einer Stunde Fahrt raus aus dem chaotischen Verkehrsgewühl der Stadt bemerkt Günther dass sein Reifen keine Luft mehr hat. Ein Nagel ist der Grund dafür. Am Straßenrand wird repariert
und weiter geht's auf der asphaltierten Ruta 1. Nach einer Weile sehen wir einen Reisebus der ebenfalls Reifen wechselt bzw. den kaputten Reifen an Straßenrand verbrennt. Mittags möchten wir eine
Pause machen und suchen ein Kaffee oder ähnliches und merken erst durch die zurufe eines Argentiner dass wir unmittelbar davor stehen. Es gibt nur Milanese zu essen und es kommt sofort. Wir
wundern uns, doch nach 5 Minuten ist es klar warum: Der Regionalbus stoppt hier und der Raum füllt sich mit ca. 30 Leuten, die alle entweder Milanese oder Suppe bekommen. Alle brechen
gleichzeitig auf und leider fährt der Bus vor uns und zeigt keine Anzeichen uns vorbei zu lassen. Nach einer Weile gelingt es doch zu überholen. Gott sei Dank, denn auf der staubigen Erdpiste auf
der Ruta 14 hinterher zu fahren ist nicht lustig. Auf geht's, eine Kurve nach der anderen schrauben wir uns auf über 4000m hoch. Dabei überholen wir noch einen LKW samt Anhänger und fahren an
Bauarbeitern die am Straßenrand sitzen vorbei. Und wieder fängt es zu Regnen an! "Bitte nicht", denk ich mir " die letzten Abenteuer reichen noch" Nach ein paar Kurven sind wir weit genug
entfernt und die Sonne kommt wieder. Kurz vor unserem heutigen Ziel müssen wir anhalten weil ein Begräbniszug die Straße blockiert. Es wird Musik gespielt und sieht fröhlichbunt aus. Um 17:30
sind wir in einem Hostal am Stadtrand von Tupiza. Es passt sofort, die Zimmer sind schön und ein Minimercado ist auch dabei. Ein süßer, schwarzer Welpe begrüßt uns. Von Fenster aus beobachte ich
wieder einen Reifenwechsel, diesmal ein LKW. Das Gesetz der Serie....... Wir machen noch Nudelsalat und unterhalten und mit einer spanischen Familie, die seit September in einem Van unterwegs
ist. Und jetzt gehen wir hundemüde ins Bett.
20.02.2020 Tag 161 12-22 Grad bewölkt, 9:00 Uhr aufstehen
Der Tag aus Petras Sicht:
Um 9:00 gibts Frühstück mit fast allem was das Herz begehrt, Joghurt, Früchte, Pancakes, Schinken, Käse, frischgepresster Orangensaft, etc.
Pünktlich um zehn steht unser Guia vor dem Haus. Wir staunen. Ich schlecht, denn es ist der Sohn der Familie, der uns gestern die Tour angeboten hat. Wir müssen sofort bezahlen, weil er sonst zu
wenig Sprit hat. Danach gehts auf über 3900 Meter, wobei wir immer wieder durchs Flußbett fahren, bis wir zur richtigen Straße kommen. Sie schlängelt sich den Berg hinauf und Andrea ist froh,
dass sie in der Mitte sitzt. An einigen Punkten bleiben wir stehen und staunen und fotografieren. Es ist unbeschreiblich, was die Natur hier hervorgebracht hat und welche Farbkombinationen
möglich sind.
Die Puerta del Diablo(Tür des Teufels) rundet die Vormittagstour ab. Riesige rote Felsplatten stehen links und rechts senkrecht in die Höhe und man kann dazwischen wie durch ein Tor durchgehen.
Vor dem Mittagessen schauen wir noch bei einem Restaurant vorbei und holen das Essen fürs Picknick ab. Es wird von der Frau unseres Guides betrieben. Danach am Hostal Sessel, Teller und Getränke
und ab gehts zum Picknickplatz.
Es ist wunderschön hier, über eine Brücke, hinunter zum Fluß mit einigen Bäumen und wunderschöner Bergkulisse im Hintergrund. Einziger Wermutstropfen ist der viele Müll der herumliegt. Wie kann
man nur so einen schönen Platz verschandeln?
Unser Guia richtet auf der hinteren Bordwand des Pickups unser Mittagessen inclusive Tischtuch, Rotwein, Filet Milanese, Reis, Gemüse Zwiebel und Tomaten an. Nach dem sehr guten Essen frage ich,
ob ich die leere Schachtel benutzen darf. Wir säubern zumindest den Platz, an dem wir gegessen haben und alle helfen mit. Für die ganze Wiese hätten wir einen LKW gebraucht.
Unser Guia ist begeistert und erzählt uns, dass es einmal im Jahr am 27. September eine Flurreinigung gibt, bei der sich alle Tourismusbetriebe beteiligen.
Beim Weiterfahren sprechen wir über die politische Situation und wie seine Sichtweise dazu ist. Gott sei Dank sitzt Günther vorne und übersetzt uns die Teile die wir nicht verstehen. Irgendwann
frage ich wie weit es noch ist(es Muy Leos) und Andrea versteht leche(Milch). Sie hat natürlich die Lacher auf ihrer Seite. So vergeht die Fahrt recht schnell. Die Kreuze neben der Straße lassen
nichts Gutes vermuten.
Beim Mirador sehen wir den Platz von oben und unser Guia macht ein lustiges Panoramafotos mit uns. Weiter gehts wieder hinab und durch ein riesiges trockenes Flussbett zur nächsten Station. 10
Minuten Gehzeit zu einer uralten Kapelle. Von dort hat man wiederum einen wunderbaren Blick auf das Grünland von Tupiza und gleichzeitig die bunten Berge im Hintergrund.
Unser letztes Highlight führt uns über die Strecke der Dakar-Rallye 2016 an die Stelle an der Carlos Sainz einen grandiosen Überschlag überlebt hat und die 2 Zuschauer, die er mitgerissen hat,
auch. Das Video können wir am Handy sehen. Ein Stück gehen wir noch zu Fuß zur Puerta del Duende(Tür des Hexers) und dann bringt uns unser Guide wieder ins Hostal.
Wir möchten schließlich noch den Carnaval de las mujeres(Frauenfasching) besuchen. Circa 2 Stunden geben wir uns eine Musikkapelle nach der anderen und die dazugehörigen kostümierten Gruppen, die
mehr oder weniger chaotisch spielen und tanzen. Auch die Zuschauer sind sehr interessant. Die Männer sitzen vor den Häusern und lassen sich Bier und andere alkoholische Getränke schmecken, kleine
Kinder und arme Leute sammeln die weggeworfenen Bierdosen auf. Es ist so schräg, dass es schon wieder schön ist.
Nach dem Umzug holen wir uns Geld vom Bankomaten und finden eine Pizzeria, in der wir sehr gut zu Abendessen. 21:48 Buenas Noches.
21.02.2020 Tag 162 9-20 Grad teilweise Regen 8:00 Uhr aufstehen.
Eine Reise ist ja nicht nur eine Aneinanderreihung von Sehenswürdigkeiten, sondern auch eine riesen Ansammlung von zwischenmenschlichen Begegnungen. Da du dich hier nicht nur auf einem Reiseblog,
sondern auch auf der Webseite eines Kommunikationstrainer befindest, möchte ich heute ein wenig gscheitwaschln und die Kommunikation in der Vierergruppe unter die Lupe nehmen.
Zuerst müssen wir aber erst einmal Tupiza verlassen. Nach einem abermals gutem Frühstück stürzen wir uns nach einer herzlichen Verabschiedung zuerst ins Motorradgwand und dann in den leichten
Regen. Die Straße ist super geschwungen, der Regen macht immer wieder Pause und so kann ich die letzten Tage Revue passieren lassen. Wenn ich an die letzten Tage denke fällt mir ein
Kommunikationsgrundsatz ein: Beurteilung führt zu Verurteilung und dann bleibt kein Spielraum für Kommunikation mit gutem Gefühl.
Ein Fallbeispiel: (Die Namen der angeführten Personen sind frei erfunden und haben nichts mit der Reisegruppe zu tun)
4 Personen: Franz+ Lisa, Sepp + Maria
Schauplatz: Pizzeria
Lisa: Das Frühstück war heute ein Traum, wie ein Sonntagsfrühstück
Sepp: Es hat nur das Ei gefehlt
Lisa: Dir kann man aber auch nichts recht machen (Beurteilung)
Franz: Dem passt sowieso nie etwas ( Verurteilung)
Klappe zu Affe tot.....keine Chance auf weitere gute Kommunikation.
Ein zweites Fallbeispiel:
Schauplatz: An einem Fluss, Picknickplatz der stark vermüllt ist, nach dem Mittagessen.
Personen: die gleichen wie oben und ein Guide.
Lisa: Echt arg wie diese wunderbare Landschaft zugemüllt ist
Guide: entschuldigt sich mehr oder weniger für sein Volk und hat schlechtes Gewissen
(Anmerkung: auf Grund meiner schlechten Spanischkentnisse konzentriere ich mich auf die Körpersprache vom Guide.
Lisa: kann ich die Schachtel vom Essen haben, wir säubern den Platz von Müll.
Franz: geht Müll sammeln
Maria: geht Müll sammeln
Guide: sucht ein Loch im Boden in dem er vor Scham am liebsten verschwinden würde
Sepp: geht widerwillig Müll sammeln
Der Platz von ein paar Quadratmeter wird gesäubert, eine LKW-Ladung Müll liegt noch im näheren Umkreis. Die Gruppe macht Selbstbeweihräucherung
Fazit: Oft sind gut gemeinte Dampfwalzen nicht immer gutes Gefühl für alle Beteiligten.
Ich finde es spannend Teil einer Gruppe zu sein wo man bei jedem Satz den man von sich gibt auf die Formulierung achten muss, damit das Universum nichts falsch versteht und dich nächsten Tag mit
einem Nagel im Reifen oder mit Regen bestraft.
Ich persönlich finde es wichtiger seine Formulierungen so klar zu definieren dass beim Gegenüber keine Missverständnisse entstehen.
Warum schreibe ich das alles?
Weil es mir heute auf der Fahrt zwischen Tupiza und Sucre durch den Kopf geht und weil du lieber Leser vielleicht daraus etwas lernen kannst.
Jetzt sind wir aber gerade auf 4200m und fahren durch die Minenlandschaft von Potosí. Der ganze Berg wird bearbeitet und durchlöchert. In der wunderschönen Stadt Potosí gönnen wir uns einen
Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen. Anschließend machen wir noch einen kleinen Besichtigunsspaziergang in der einst reichsten Stadt vom amerikanischen Kontinent. Nach einem Tankstopp geht es
weiter Richtung Sucre. Die Stadt empfängt uns mit Karnevalstimmung, in vielen Stassen sind Umzüge mit lauter Musik und vielen betrunkenen Menschen. Bei der Hostelsuche geraten mitten in solch
einen Zug hinein. Zu guter Letzt finden wir dann doch noch etwas geeignetes und schließen den Tag mit einem guten Essen in einem nahe gelegenen Restaurant.
22.02.2020 Tag 163 12-20 Grad bewölkt 9:00 Uhr aufstehen.
Günther erzählt heute:
Was für eine Nacht, das Doppelbett ist laut UNO gerade noch kein Folterinstrument. Wir haben es trotzdem vorgezogen im Einzelbett zu schlafen. Weicher und besser für die Wirbelsäule, aber so
richtig gut habe ich nicht geschlafen, was soll’s.
Petra ruft bei Samir an, da dieser ein ganz frisches Foto geschickt hat, und so erfahren wir das neueste aus Kulm und Altenberg, reden mit Lois und Samir und Hawree. Ich erwische die Dusche in
der das heiße Wasser funktioniert.
Das Frühstück ist eine einzigartige Mischung aus spartanisch und Luxus. Einerseits gibt es Brötchen entweder mit Margarine ODER mit Marmelade, andererseits wird sie uns sogar aufgestrichen.
Das einzig wirklich positive ist die bolivianische Familie neben uns mit der wir uns sehr gut unterhalten und die uns Tipps für die Stadtbesichtigung geben. Er ist aus Tarija uns sie aus der
Umgebung.
Ziemlich planlos, im wahrsten Sinne des Wortes, streifen wir durchs Zentrum. Am Plaza Major finden wir das Café Cosmopolitan und Petra bestellt sich Bruschetta mit Toast, ich mir eine Schokolade
und eine Schokotorte, alles sehr lecker.
Von dort machen wir uns auf den Weg zum Friedhof. Unterwegs gelingt es uns den Kontakt mit einer der Carnevalsgruppen zu vermeiden. Wahnsinn, was die hier für Mausoleen hergestellt haben. Eins
neben dem Anderen. Viele sind größer, als es sich so manche Familie leisten kann ein Haus zu bauen. Etwas anderes sehr spezielles sind die mehrstöckigen, überirdischen Grabanlagen, bzw.
Urnenbauten, viele nach vorne offen, andere verglast. Wenn du einen solchen Platz in der 5. Reihe hast und frische Blumen hineinstellen willst, musst du einen Friedhofsmitarbeiter mit einer
Leiter holen, der dir dabei hilft. Aber Platzmäßig durchaus von Vorteil. Übrigens sehen wir ganz hinten wie ein zweistöckiges Gebäude gebaut wird, also dann 10 Reihen übereinander möglich sind.
Neben dem wunderschön mit Marmor gepflasterten Weg sitzen alte Männer und Frauen und bieten gegen einen Obolus an, für Deine Verstorbenen zu beten.
Beim Zurückgehen bekomme ich eine Wasserbombe ab. Im Hostal angekommen möchte ich mich etwas ausruhen, da kommt Hubert mit der Aussage, dass Andrea gerne zum Titicacasee möchte und es von hier
aus nicht mehr soweit wäre. Hm, wieso nicht, ich schnappe mir die Karten, das Handy und das Navi und wir beginnen eine Route zu planen und zu rechnen. Also möglich wäre es. Da Petra so gerne
Condore sehen will, beziehe ich den Colca Canyon auch mit ein und schreibe mir alle möglichen Orte auf, wo wir da schlafen könnten, puh, das spürt sich nicht nach Urlaub an. Der Colca Canyon ist
schon wieder gestrichen. Beim Zusammenrechnen der Tageskilometer komme ich auf 4680 km, also 330 Kilometer pro Tag, ohne Pause, das sind um 110 mehr als bisher. Ich weiß, dass sich Andrea freuen
würde, weiß aber andererseits, dass ich Null Bock habe den verbliebenen Rest des Urlaubs mit Stress und Höchstleistungen oder ohne Pausen oder auf der Autobahn zu verbringen.
Ich lege meine Berechnung offen und sage meine Meinung dazu und frage, wie sie das sehen. Meiner Meinung nach ist Andrea enttäuscht, tut mir leid. Rein theoretisch können wir uns auch trennen,
gebe ich zu bedenken. Hubert will das aber ebenso wenig wie ich. Wir stehen vor dem Dilemma vieler Reisender, dass es entschieden zu viele Ziele und Möglichkeiten gibt. Mehr als eine Stunde
probieren wir Routen, rechnen Kilometer, schauen die Wetterprognosen für die Gegend und kommen nicht so recht vorwärts. Das bolivianische Paar vom Frühstück weiß mehr zu den Straßenbelägen und so
fallen einige Routen weg.
Erst als Hubert meint er möchte JETZT sein Tagesziel für morgen eingeben, kommt es zur Einigung. Morgen gehts nach Uyuni. Ich bin schon gespannt wie der Salzsee mit Wasser drauf aussieht.
Habe ich jetzt einen Hunger, es ist halb vier. Zum Glück ist es für die anderen auch so. Ein in Hamburg lebender gebürtiger Bolivianer gibt uns den Tipp ins SAS zu gehen, denn dort gibt es auch
um die Zeit gutes Essen. Zwei Musikgruppen müssen wir ausweichen. Es wird mit dem Schaumspender, riesigen Wasserpistolen und Wasserbomben geschossen, aus Hauseingängen wird Wasser mit Schüsseln
herausgeschüttet und viele machen mit, vom 5jährigen bis zum Großvater. Die, die marschieren, sind oft schon ziemlich betrunken, schmeißen ihre Bierdosen, oder leider auch Glasflaschen auf die
Straße und sind dann wieder weg.
Im SAS, einem Einkaufszentrum mit Kino, suchen wir uns ein Lokal aus, bestellen und bekommen einen Empfänger, der piepst, wenn das Gericht abholbereit ist. Meine Chaufa ist seht gut, auch das
Sandwich von Petra ist super, eigentlich besser als mein Gericht. Und der frischgepresste Maracujasaft ist sowieso eine Wucht. Danach gibts noch einen Lemonpie und einen Espresso für Petra.
Auch beim Zurückgehen müssen wir wieder aufpassen, denn es geht rund und eigentlich haben wir keine Lust nass zu werden, denn durch die hohe Luftfeuchtigkeit trocknet das Gewand sehr schlecht. Im
Hostal knüpft Petra und ich schnappe mir mein Tagebuch. Es ist sieben und ich bin saumüde.
23.02.2020 Tag 164 9-22 Grad leicht bewölkt 8:00 Uhr aufstehen.
Andrea erzählt heute:
Entweder oder, beim Frühstück müssen wir uns entscheiden, Marmelade oder Butter, beides geht nicht. Entschlussfreudigkeit ist bereits beim Frühstück gefragt. Wieder einmal eine laute Nacht:
a. es ist Karneval
b. eine Karaokebar ist nebenan
Heute wollen wir ein ruhiges Hostel zum ausschlafen.......vamos aver
Bei schönem Wetter kurven wir 360 km asphaltierte Straße von Sucre über Potosi nach Uyuni. Unspektakulär, nein dass heißt es ist Karneval in Bolivien. Wir überholen mehr als vollbesetzte Autos
bzw. KleinLKW's voller Menschen die zu den Umzügen fahren. Als wir um ein Kurve fahren kriegen wir den ersten Vorgeschmack auf den Salar. Auf einem Aussichtspunkt sehen wir von oben auf die weiße
Pracht. Mit einem Motorradfahrerpärchen halten wir noch ein kurzes Plauscherl und schon geht es weiter. Auch in Uyuni ist Ausnahmezustand: Straßensperren, Schaumspray und
Wasserbomben......Musikbegleitung laut falsch und mit Begeisterung......ob wir heute schlafen können.
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Helly (Montag, 24 Februar 2020 08:11)
Dem Geburtstagskind wünsche ich "Alles Gute" und freue mich darauf, auch den Rest Eurer Reise hautnah miterleben zu können! Lg Helly
r33 (Montag, 24 Februar 2020 20:50)
Engerwitzdorf Wetterradar gestern wd großer Sturm u 15 grados plus, heute 8 und morgen 13 , da kann ich nur sagen :
la primavera está aquí
Saludos Reini
Sabine T. (Montag, 24 Februar 2020 21:49)
¡Feliz cumpleaños!
Wünsche euch noch eine schöne Reise.
Lg Sabine
Sabi-Tant´ (Donnerstag, 27 Februar 2020 16:37)
Nachträglich, Petra, alles Gute zum Geburtstag!
Ich wünsch euch noch entspannte, genussvolle Wochen!
lg Sabine