19.10.2019 Tag 37 2-16 Grad, leicht bewölkt 8:00 aufstehen
Am Morgen dachte ich, das wird ein gemütlicher Transfertag nach Oruro.
Und so ist es auch, mit guter Musik im Ohr und Asphalt unter den Rädern geht es flott dahin. Schon um 14 Uhr sind wir an einer Tankstelle in Oruro und entscheiden dass wir die 200km bis nach La
Paz auch noch fahren. Da es schon einmal etwas geregnet hat haben wir schon unser Regengwand an und so stören uns auch die sinkenden Temperaturen nicht weiter. Kurz vor La Paz wird es richtig
dunkel und wir fahren in ein Gewitter hinein. Es schüttet und graupelt und Blitze krachen in unmittelbarer Nähe in den Boden. Die Temperatur geht Richtung 2 Grad und auf einmal tut sich ein Stau
vor uns auf. Auf der Straße liegt 10cm Schneematsch, alles steht oder rutscht. Wie auf Eier arbeiten wir uns an den Autos vorbei. Es ist eine Qual, da war ja der Sand in der Lagunenroute noch ein
Honig lecken dagegen. Nachdem wir an der Staukolonne vorbei sind, ist zumindestens die Fahrspur wieder schneefrei und so rollen wir in das abendliche Verkehrschaos von La Paz. Die Zimmersuche ist
heute schwer, erst das dritte Hostel hat ein Bett in einem eiskalten Zimmer. Wir gehen noch zum Schnellimbiss ums Eck. Und wärmen unseren ausgefrorenen Körper mit heißer Hühnersuppe und
Backhendl. Ganz nebenbei erfahren wir, dass morgen Wahl ist, und somit alles geschlossen ist. Um 22 Uhr liegen wir im Bett und es ist Oaschkalt.
20.10.2019 Tag 38 2-16 Grad, leicht bewölkt 8:00 aufstehen
Es war eine ungemütliche und kalte Nacht im ungeheizten Zimmer. Unter den ersten Sonnenstrahlen auf der Terrasse entscheiden wir, dass wir uns zuerst La Paz mit dem Hexenmarkt ansehen und dann
die Camino de las Muerte befahren. Wir wurden gestern schon darauf hingewiesen dass heute Wahl ist und deshalb kein Verkehr und keine Öffis. Wir denken uns : Das spricht dafür dass wir La Paz mit
dem eigenen Motorrad erkunden. Und wirklich auf den Straßen spazieren scharenweise Leute umher und wir mitten durch mit unseren Motos. Zuerst fahren wir tanken und bekommen einen Sonderpreis. In
Bolivien zahlen Ausländer ein Mehrfaches des Benzinpreis wie die Einheimischen. Der Tankwart schlägt uns vor er bucht den Sprit auf seine private Nummer und dafür bekommt er von uns 10 BOL.
Dadurch bekommen wir den einheimischen Preis von 3,74 BOL statt 8, ein bisschen korrupt darf man schon sein, oder?
Wir fahren dann hinunter in die Stadt, innerhalb kurzer Zeit legen wir 1000 Höhenmeter ab. Ich bin von der Stad absolut geflasht, es gibt mehrere Liftanlagen, übrigens aus Österreich von
Doppelmayr. Die Stadt ist in den Berg hineingebaut, dahinter sind die weiß bedeckten Sechstausender mit ihren Gletschern. Wir machen eine richtige Stadtbesichtigung auf unseren Bikes. Einmal
werden wir von der Polizei angehalten und freundlich darauf hingewiesen dass wir langsam fahren sollen, weil viele Passanten unterwegs seien.
Ein anderer Polizist verhilft uns zu einem sicheren Parkplatz für unsere Motos, schließlich wollen etwas essen und dann den Hexenmarkt zu Fuß besuchen. Wir haben gut gegessen, ein Bier getrunken
und den heute auf Grund der Wahl sehr überschaubaren Hexenmarkt besucht.
Nun noch schnell das Navi programmiert und hinaus aus der Stadt, dachten wir. Aber, es kommt anders, nach der zweiten Kreuzung werden wir von einer anderen Polizei angehalten und um die
Sonderfahrerlaubnis gefragt. Wir wussten zuerst nicht was er meint, ist aber auch egal weil wir weder eine Sonder- noch eine andere Genehmigung haben. Schließlich stellt sich heraus, dass wir auf
Grund der Wahl am heutigen Tag überhaupt nicht fahren dürfen. Jetzt hama a Problem, zwei Motorräder mitten in der Stadt und keiner weiß was zu tun ist. Nach längerem hin und her werden wir
aufgefordert einem Polizisten nachzufahren und innerhalb kürzester Zeit waren wir wieder dort wo wir vorher geparkt haben und wurden aufgefordert auf die Wache mitzukommen. Dort lässt man uns
warten, unsere Personalien werden aufgenommen, ein Bericht wird von Hand geschrieben und dann kommt der Chef. Der meint dass wir ziemlich was verbrochen haben und dass wir deshalb:
1. Die Motoräder bis morgen stehen lassen müssen
2. Morgen 1000 BOL Strafe auf ein Konto einzahlen müssen
3. Erst nach Vorzeigen der Zahlungsbestätigung abfahren dürfen
Da war erstmal Lade bei Fuß
Dann kommt aber der Chef vom Chef, ein freundlicher Mensch Namens Rojas mit leichten Englischkenntnissen und meinte: dont worry ich gehe zum Oberchef. Wir haben schon gemutmaßt dass wir unseren
Schlafsack auf der Wache ausrollen werden. Nach längerem warten kommt der Chef vom Chef, also Rojas und sagt uns mit einem Lächeln
1. Dass wir heute auf keinen Fall alleine fahren dürfen
2. Dass er Hotels anruft, ob für uns ein Plätzchen frei wäre
3. Dass wir eine Eskorte mit Motorrad zum Hotel bekommen
4. Dass wir morgen wieder fahren dürfen und dabei viel Spaß haben sollen.
Ist das nicht der Wahnsinn? In diversen Internetforen wird immer wieder über die korrupte Polizei in Bolivien geschimpft. Für uns war das heute das totale Gegenteil. Wir wurden von Anfang bis zum
Schluss freundlich und respektvoll behandelt. Möglicherweise liegt es daran dass auch wir mit unseren Mitmenschen freundlich und respektvoll umgehen, wer weiß. Ein Detail am Rande: Die Ganze Zeit
(ca. 2 Stunden) hat ein Tourist aus Südtirol auf unsere Motorräder aufgepasst.
Achja, ich sitze jetzt im schönsten Hotel seit Beginn unserer Tour, schreibe diese Zeilen und freue mich über das Leben und die Menschen.
Kommentar schreiben
Hannes M. (Montag, 21 Oktober 2019 11:23)
Ja, La Paz ist sehr speziell. Ich habe es aber geliebt. Alles gute.
Heinz Kurzbauer (Montag, 21 Oktober 2019 15:00)
Deine Berichte sind ein Hit, sehr interessant zum lesen. Werde Euch / Dich auf der tollen weiterhin virtuell begleiten. Noch viel Spass und Toi Toi
Mike (Dienstag, 22 Oktober 2019 13:20)
Wie man in den Wald hineinruft, so.....
Noch eine schöne Reise �